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Man könnte das Buch Henning Becks unter das Motto stellen: "It's not a bug, it's a feature". Denn ihm geht es vor allem darum, die vermeintlichen Schwächen unseres Gehirns als elementare Fähigkeit zum Lernen, zum Interpretieren und zur Kreativität darzustellen. Vergesslichkeit, Missinterpretationen, Fehler könnten im Vergleich zur gnadenlosen Effizienz eines Computers das menschliche Gehirn als Fehlkonstruktion erscheinen lassen. Für Beck sind gerade diese Unzuverlässigkeiten die Garantie für Kreativität in Kunst und Wissenschaft. Erinnerungen verändern sich stetig und bilden gerade dadurch die Entwicklung unserer Persönlichkeit ab, Entscheidungen werden überwiegend aus dem Bauch heraus getroffen und dann erst mit vernünftigen Argumenten ummantelt, selbst Vorurteile gewinnen bei Beck einen positiven Aspekt weil sie eine Mustererkennung bedeuten, die uns die Orientierung in einer ansonsten verwirrenden Umwelt erleichtern. Fehler sind die Basis für Entwicklungen, die ohne Fehler unwahrscheinlich oder unmöglich wären. Fehler, aus denen wir lernen können. Und eben da setzt meine Kritik an dem Buch an. Jeder weiß, dass es unmöglich ist, bestimmte Vorurteile bei sich selbst oder bei anderen zu verändern, selbst wenn es zum eigenen Nachteil ist. Und nicht wenige Fehler, die wir täglich begehen, basieren auf Persönlichkeitsstrukturen, die vollständig unbewusst sind und sich daher wiederholen. Beck beschreibt ein Idealmodell, dem man bedingt folgen kann, das Widerspruch provoziert und deswegen eine inspirierende Lektüre darstellt. Henning Beck studierte Biochemie und publiziert vor allem zu neurobiologischen Themen. Zu jedem der 14 Kapitel gibt es Literaturvorschläge am Ende des Bandes, überwiegend in englischer Sprache. ---------------------------- 28. August 2023 |
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