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Endlich liegt eine umfassende Biografie über Samuel Taylor Coleridge vor, den romantischen Dichter schlechthin, der aber auch Essays über theologische und philosophische Fragen veröffentlichte und als Kenner der deutschen Philosophen galt. Bissig setzt Leben und Werk in eine enge Beziehung und erhellt damit manch dunkle Stelle in der bisherigen Rezeption. Coleridge, von dem hauptsächlich die Gedichte "Kubla Khan", "The Rhyme of the ancient Mariner" und "Christabel" in heutigen Anthologien auftauchen, wurde zu seiner Zeit von Autoren wie Byron, Shelley und Keats bewundert, während er selbst seinen Freund William Wordsworth für den genialeren Dichter hielt. Den Verlauf dieser Freundschaft und ihre Krisen untersucht Bissig ebenso, wie das distanzierte Verhältnis zu seiner Familie, die Entwicklung Colerigdes vom radikalen Kritiker der Regierung zu ihrem konservativen Verteidiger und die Skandale, die seine nicht selten auf Plagiaten aufbauenden Reden und Texte hervorriefen. Coleridge galt Zeit seines Lebens als begnadeter Redner, aber auch als unzuverlässig und sprunghaft. Coleridge kam als junger Mann seines Rheumatismus wegen mit dem damals häufig verordneten Schmerzmittel Laudanum (eine Opium-Alkohol-Tinktur) in Berührung und entwickelte eine starke Abhängigkeit davon, die sein gesamtes Leben überschattete [1]. Wie übrigens auch sein Zeitgenosse Thomas de Quincey, der sich in "Bekenntnisse eines englischen Opiumessers" sehr offen über die Qualen dieser Sucht äußerte [2]. Bissig ist der Herausgeber und Übersetzer des Gedichtbandes "In Xanadu", eine zweisprachige Auswahl der Gedichte Coleridges zu dessen 250. Geburtstag. Die Biografie begleitet und erläutert diesen Band. ---------------------------- 1. "Als Schüler war Coleridge oft krank und verbrachte einen beträchtlichen Teil seiner Zeit auf der Krankenstation. Die Rede war von »Gelbsucht und rheumatischem Fieber«, für das sich Coleridge mit dem Durchschwimmen des New River und anschließenden Herumlaufen in nassen Kleidern selbst verantwortlich machte. Jedenfalls klagte er zeitlebens über rheumatische Beschwerden, und schon in der Schule wurde er dagegen mit Opium behandelt." S. 42 2. Thomas de Quincey: Bekenntnisse eines englischen Opiumessers. Medusa 1982 ---------------------------- 12. Februar 2023 |
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