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Florian Bissig : Samuel Taylor Coleridge Florian Bissig
Samuel Taylor Coleridge.
Eine Biografie.
Dörlemann Verlag 2022, 271 Sei­ten
ISBN 978-3-03820-113-7

Endlich liegt eine um­fas­sen­de Bio­gra­fie über Samuel Taylor Cole­ridge vor, den ro­man­ti­schen Dich­ter schlecht­hin, der aber auch Es­says über theo­lo­gi­sche und phi­lo­so­phi­sche Fragen ver­öf­fent­lich­te und als Kenner der deut­schen Phi­lo­so­phen galt. Bissig setzt Le­ben und Werk in eine enge Bezie­hung und erhellt da­mit manch dunkle Stel­le in der bis­herigen Re­zeption.

Coleridge, von dem haupt­säch­lich die Gedichte "Kubla Khan", "The Rhyme of the ancient Mari­ner" und "Chris­tabel" in heu­ti­gen Anthologien auf­tau­chen, wurde zu seiner Zeit von Au­to­ren wie Byron, Shelley und Keats bewundert, wäh­rend er selbst seinen Freund William Words­worth für den genialeren Dich­ter hielt. Den Ver­lauf die­ser Freundschaft und ihre Kri­sen un­ter­sucht Bissig ebenso, wie das distanzierte Ver­hält­nis zu sei­ner Familie, die Ent­wick­lung Cole­rigdes vom ra­di­ka­len Kri­ti­ker der Regierung zu ih­rem kon­ser­va­ti­ven Ver­tei­di­ger und die Skan­da­le, die seine nicht selten auf Pla­gia­ten auf­bau­en­den Reden und Texte her­vor­rie­fen. Coleridge galt Zeit seines Le­bens als begnadeter Redner, aber auch als unzuver­lässig und sprung­haft.

Coleridge kam als junger Mann seines Rheu­ma­tis­mus wegen mit dem damals häufig ver­ord­ne­ten Schmerz­mittel Lau­da­num (ei­ne Opium-Al­ko­hol-Tink­tur) in Berührung und ent­wickelte ei­ne star­ke Ab­hän­gig­keit davon, die sein gesamtes Le­ben über­schat­te­te [1]. Wie übrigens auch sein Zeit­ge­nos­se Thomas de Quin­cey, der sich in "Be­kennt­nis­se eines englischen Opi­um­es­sers" sehr offen über die Qualen dieser Sucht äu­ßer­te [2].

Bissig ist der Herausgeber und Übersetzer des Ge­dicht­ban­des "In Xanadu", eine zwei­spra­chi­ge Aus­wahl der Gedichte Cole­ridges zu des­sen 250. Ge­burts­tag. Die Bio­gra­fie be­glei­tet und er­läu­tert diesen Band.

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1. "Als Schüler war Coleridge oft krank und verbrachte ei­nen be­trächt­li­chen Teil seiner Zeit auf der Kran­ken­station. Die Rede war von »Gelbsucht und rheu­ma­tischem Fieber«, für das sich Coleridge mit dem Durch­schwimmen des New River und anschließenden He­rum­lau­fen in nassen Kleidern selbst ver­ant­wort­lich mach­te. Je­den­falls klag­te er zeitlebens über rheu­ma­ti­sche Beschwerden, und schon in der Schule wurde er da­ge­gen mit Opium behandelt." S. 42

2. Thomas de Quincey: Be­kennt­nis­se eines eng­li­schen Opi­um­es­sers. Medusa 1982

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12. Februar 2023

Biographisches

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