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Bryson will sich explizit nur auf das Wenige beziehen, das über Shakespeare unwiderlegbar bekannt ist. Leider ist das tatsächlich wohl nicht annähernd genug, um ein auch noch so dünnes Buch damit zu füllen. Denn er kommt nicht umhin, immer wieder mit Vermutungen und Wahrscheinlichkeiten zu arbeiten, um der Person Shakespeare Konturen zu verleihen. Immerhin ist er sich sicher, dass alles, was wir heute unter dem Etikett 'Shakespeare' in Buchhandlungen und Bibliotheken finden, auch tatsächlich von ihm geschrieben wurde, wenn auch – ausnahmsweise – mit dem einen oder anderen Coautoren. Er kommentiert die überlieferten Porträts, die verschiedenen Schreibweisen des Namens, sowie die sechs überlieferten Unterschriften Shakespeares, die sich so deutlich voneinander unterscheiden. Chronologisch bemüht er sich, Licht ins Dunkel der historischen Person zu bringen, er stellt literaturgeschichtliche Auseinandersetzungen über die Authentizität der Texte vor und am Ende sieht er alle Zweifler als Opfer ungenauer Recherche oder gar betrügerischer Machenschaften. Shakespeare war nicht Francis Bacon, war nicht Edward de Vere und auch kein anderer. Der Mann, dessen Werk Theaterbesucher in aller Welt auch nach 400 Jahren noch in den Bann zieht, war niemand anderer als eben dieser Shakespeare, über den wir so wenig wissen und über den so vieles vermutet wird. Es gibt ein paar Widersprüche in der Argumentation und hin und wieder nervt die Sicherheit, mit der die Ansichten nicht ganz unbedeutender und nicht ganz dummer Menschen, die andere Thesen aufgestellt haben als Bryson, abgetan werden. Dennoch empfand ich die Lektüre als Gewinn, die Beschreibung der Lebensweise im damaligen London, des Theaterlebens und der Editionsgeschichte der shakespeareschen Werke fand ich interessant. Abgeschlossen wird das Buch durch eine vierseitige Literaturliste zu den verschiedenen Aspekten der Shakespeareforschung. 16. April 2020 → Lyrik : William Shakespeare |
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