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Bill Bryson: Shakespeare wie ich ihn sehe Bill Bryson
Shakespeare – wie ich ihn sehe.
Goldmann Verlag 2008, 206 Seiten
ISBN 978-3-442-31095-1

Bryson will sich ex­pli­zit nur auf das We­ni­ge be­zie­hen, das über Shake­s­peare un­wi­der­leg­bar be­kannt ist. Lei­der ist das tat­säch­lich wohl nicht an­nä­hernd ge­nug, um ein auch noch so dün­nes Buch da­mit zu füllen. Denn er kommt nicht umhin, im­mer wie­der mit Ver­mu­tun­gen und Wahr­schein­lich­kei­ten zu ar­bei­ten, um der Person Shake­s­peare Kon­tu­ren zu ver­lei­hen. Immer­hin ist er sich si­cher, dass alles, was wir heu­te un­ter dem Etikett 'Shake­s­peare' in Buch­hand­lungen und Bi­blio­the­ken fin­den, auch tat­säch­lich von ihm ge­schrie­ben wur­de, wenn auch – aus­nahms­wei­se – mit dem ei­nen oder an­de­ren Co­au­to­ren. Er kom­men­tiert die über­lie­fer­ten Por­träts, die ver­schie­denen Schreib­wei­sen des Na­mens, so­wie die sechs über­lie­fer­ten Un­ter­schrif­ten Shakespeares, die sich so deut­lich von­ei­nan­der unter­schei­den. Chro­no­lo­gisch bemüht er sich, Licht ins Dun­kel der histo­rischen Per­son zu brin­gen, er stellt li­te­ra­tur­ge­schicht­li­che Aus­ei­nan­der­set­zun­gen über die Au­then­ti­zi­tät der Texte vor und am Ende sieht er alle Zweif­ler als Opfer un­ge­nau­er Re­cher­che oder gar be­trü­ge­ri­scher Ma­chen­schaf­ten. Shake­s­peare war nicht Fran­cis Bacon, war nicht Ed­ward de Vere und auch kein an­de­rer. Der Mann, des­sen Werk The­a­ter­be­su­cher in aller Welt auch nach 400 Jah­ren noch in den Bann zieht, war nie­mand an­de­rer als eben die­ser Shake­s­peare, über den wir so we­nig wis­sen und über den so vie­les ver­mu­tet wird.

Es gibt ein paar Widersprüche in der Ar­gu­men­ta­tion und hin und wieder nervt die Sicher­heit, mit der die An­sich­ten nicht ganz un­be­deu­ten­der und nicht ganz dummer Men­schen, die an­de­re Thesen auf­ge­stellt ha­ben als Bryson, abgetan wer­den. Den­noch empfand ich die Lek­tü­re als Gewinn, die Be­schrei­bung der Lebens­weise im da­ma­li­gen Lon­don, des The­a­ter­le­bens und der Edi­tions­ge­schich­te der shake­speare­schen Wer­ke fand ich in­te­res­sant. Ab­ge­schlos­sen wird das Buch durch eine vier­sei­ti­ge Li­te­ra­tur­lis­te zu den ver­schie­denen As­pek­ten der Shake­s­peare­for­schung.

16. April 2020

→ Lyrik : William Shakespeare

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