Roberto Casati
Die Entdeckung des Schattens.
Die faszinierende Kar­rie­re einer rät­sel­haf­ten Er­schei­nung.
Aus dem Italienischen von Barbara Schaden.
Berlin Ver­lag 2001, 325 Sei­ten
ISBN 3-8270-0328-8

"Die Entdeckung des Schat­tens" un­ter­sucht die Be­deu­tung des Schat­tens in ver­schie­de­nen Be­rei­chen, von der Mythologie bis zur Psy­cho­lo­gie. Der Schwer­punkt liegt al­ler­dings auf der As­tro­no­mie, die sich der Größe und Ge­stalt der Erde so­wie an­de­rer Him­mels­kör­per und ih­ren Dis­tan­zen zu­ei­nan­der über die Schat­ten, die sie wer­fen, nä­hern konn­te (Jo­han­nes Kepler: "Alle Him­mels­be­ob­ach­tun­gen er­fol­gen mit Hilfe von Licht und Schat­ten").

Einigen Kapiteln vo­ran­ge­stellt sind fiktive Dia­lo­ge zwi­schen Pla­ton und Skia, seinem Schat­ten, die die fol­gen­den Über­le­gun­gen und The­sen ein­lei­ten sol­len. Wie werden Schat­ten im täg­li­chen Leben wahr­ge­nom­men und was lö­sen sie in uns aus? Sind Schat­ten Ka­te­go­rien des Raums und der Zeit, im­mer­hin wur­den frühe Zeit­mes­sun­gen über die Län­ge des Schat­tens bestimmt (schö­ne Ex­kur­se zur Kon­struk­tion ver­schie­de­ner komplexer Son­nen­uh­ren) und Drei­di­men­sio­na­li­tät durch Schat­tie­run­gen er­zeugt. Aber ist der Schatten selbst Raum oder nur eine Il­lu­sion davon?

Casati befasst sich mit der Funk­tion des Schat­tens in der Ma­le­rei, er­läu­tert an Bei­spie­len die Pro­ble­me in der Aus­füh­rung, die er in einem kul­tu­rel­len Ta­bu be­grün­det wähnt, und sieht in ihm den Vor­läu­fer der per­spek­ti­vi­schen Dar­stel­lung.

Die Ausführungen über die Wahr­neh­mung von Schat­ten in ver­schie­de­nen Kulturen und de­ren My­then sind für mei­nen Ge­schmack zu kurz ge­kom­men, dafür ist der as­tro­no­mi­sche Teil sehr um­fang­reich. Die wis­sen­schaft­li­chen As­pek­te über­wie­gen die kul­tur­his­to­ri­schen deutlich. Als Bei­spie­le sei­en Son­nen­fins­ter­nis­se und Mond­zyk­len ge­nannt. Die li­te­ra­ri­sche Phan­tas­tik und die frü­hen ex­pres­sio­nis­ti­schen Stumm­fil­me, in de­nen Schat­ten eine er­heb­li­che Rolle spielen, kom­men prak­tisch gar nicht vor.

Komprimiertes Fazit: Der Schat­ten ist nicht nur ein Sym­bol der Dun­kel­heit und des Un­be­wuss­ten, son­dern vor al­lem eine Quel­le der Er­kennt­nis und des Ver­ste­hens der Welt.

Roberto Casati (*1961) ist ein ita­lie­ni­scher Wis­sen­schafts­his­to­ri­ker, der seit vielen Jah­ren in Pa­ris lehrt.

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29. März 2024

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