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Ein Buch über Geheimbünde zu schreiben, ist ein heikles Unterfangen. Woher bezieht man die Informationen, die ja in der Regel eben nicht so leicht zugänglich sind wie manches andere? Undercover-Recherchen und Aussteiger liefern Einsichten in geheime Strukturen, die nicht immer verlässlich und nur selten überprüfbar sind. Für die Leser*innen schon gar nicht. Es ist also angeraten, eine gewisse Skepsis bei der Lektüre walten zu lassen. Das hier besprochene Buch bietet einen populärwissenschaftlichen Überblick über geheime Gesellschaften, die seit Jahrhunderten Anlass zu Spekulationen, Mythen und Verschwörungstheorien bieten. Beleuchtet werden bekannte Organisationen wie die Freimaurer und Illuminaten ebenso wie weniger bekannte Gruppen, etwa die Schwarze Hand oder der Mithras-Kult. In insgesamt zehn Kapiteln widmen sich Graichen und Hesse jeweils einer geheimen Gruppierung und analysieren deren Ursprünge, Rituale, Strukturen sowie ihre tatsächliche (?) Bedeutung im historischen und gesellschaftlichen Kontext. Das letzte Kapitel untersucht verschiedene moderne Verschwörungstheorien – etwa zu den Anschlägen vom 11. September, der Mondlandung oder Area 51 – und prüft diese auf ihren Wahrheitsgehalt bzw. auf ihre Wahrscheinlichkeit. Ein zentrales Anliegen des Buches ist die Trennung von Mythos und Realität. Die Autoren gehen gängigen Klischees auf den Grund und zeigen, wie stark sich öffentliche Wahrnehmung und historische Wirklichkeit oft unterscheiden. Wie schon in den einleitenden Sätzen bemerkt, sollte die Lektüre eine kritische sein. So sind zum Beispiel im Kapitel über die italienische Loge Propaganda Due (P2) Publikationen Daniele Gansers und Regine Igels als Quellen genannt, ohne allerdings zu erwähnen, dass beide ihrer eigenen Verschwörungstheorien wegen durchaus umstritten sind. Anhand der Bücher von Dan Brown, Henry Lincoln, Michael Baigent und Richard Leigh entschlüsseln die Autoren exemplarisch die Entstehung des Mythos, der sich um die Prieuré de Sion und eine vermeintliche Blutlinie rankt, die von Jesus Christus bis in die Gegenwart reichen soll. Positiv hervorzuheben ist die Geschichte des Ursprungs der „Protokolle der Weisen von Zion“, die bis zum zaristischen Geheimdienst „Ochrana“ zurück verfolgt wird und schließlich auch Quellen benennt, aus denen die „Ochrana“ schöpfte, um diese Fälschung zu konstruieren. Erschreckend und eigentlich unfassbar ist, dass die „Protokolle“ noch immer in einigen Teilen der Welt als glaubhaft angesehen werden, mancherorts sogar im Schulunterricht gelehrt werden. Das Buch erschien parallel zur gleichnamigen ZDF-Dokumentation. 12. Mai 2025 |
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