Kassiber | |||||
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Daniel Kehlmann Daniel Kehlmann, einer der erfolgreichsten Autoren im deutschen Sprachraum, wird nicht müde, seiner Verwunderung Ausdruck zu verleihen darüber, dass Leo Perutz, den er bewundert und verehrt, nicht den Ruf genießt, den er verdient, und dass er dem heutigen Lesepublikum weitgehend unbekannt ist. Mit diesem schmalen Bändchen tritt Kehlmann an, das zu ändern. Gleich zu Beginn grenzt Kehlmann Perutz gegen Zeitgenossen wie Joseph Roth, Anton Kuh, Franz Kafka und Lion Feuchtwanger ab, von denen sich Elemente und Stilmittel in Perutz' Werk finden lassen. Allerdings sieht Kehlmann die Stärken des Perutzschen Werks anderswo: in der "Kunst der mehrdeutigen Dramaturgie". (S. 13) Kehlmann verfolgt die Spuren dieser Dramaturgie über mehrere Werke hinweg, um schließlich bei "Nachts unter der steinernen Brücke" zu landen, das er für das Meisterwerk des Leo Perutz hält. Der Roman besteht aus 14 Kapiteln, die alle unabhängig voneinander gelesen werden können, die jedoch aufs Raffinierteste miteinander verwoben sind. Akribisch legt Kehlmann die Fäden offen, die Handlung und Protagonisten miteinander verbinden, springt vor und zurück, zitiert aus einer früheren Erzählung, um eine spätere zu erläutern und erklärt: "Es geht aber viel mehr um das eigentümliche Erlebnis, während der zweiten und dann noch deutlicher während der dritten Lektüre mit anzusehen, wie hier allmählich ein Bild entsteht, das vollständiger und reicher ist, als die in den Geschichten oft nur angedeuteten Details es eigentlich erlauben würden." (S. 94) Kehlmanns Buch ist ein einziger Appetitanreger für eine intensive Lektüre der Werke des Leo Perutz, der – und da stimme ich mit ihm überein – völlig zu Unrecht viel zu wenig Beachtung findet. Mich hat er überzeugt, und ich freue mich schon auf meine nächste Perutz-Lektüre. 12. September 2024 |
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