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Claude Lecouteux Die Geschichte der Vampire Claude Lecouteux
Die Geschichte der Vam­pi­re.
Metamorphose eines My­thos.
Albatros Verlag 2008, 224 Sei­ten, ISBN 978-3-491-96235-4

Vampire sind eine Son­der­form der Wie­der­gän­ger. Men­schen (und manch­mal auch Tie­re), die ge­stor­ben und den­noch nicht tot sind. Die nicht zur Ruhe kom­men und die Le­ben­den auf­su­chen, meist um sie zu quä­len oder gar zu tö­ten. Doch es gibt im Volks­glau­ben da­zu kein ein­heit­li­ches Bild. Das wur­de erst durch die li­te­ra­ri­sche Be­ar­bei­tung ge­schaf­fen, die we­sent­lich im 19. Jahr­hun­dert ein­setz­te. Le­cou­teux nennt die gen­re­bil­den­den Au­to­ren John Wil­liam Po­li­do­ri (1795-1821), J. She­ri­dan Le Fanu (1814-1873) und – na­tür­lich – Bram Sto­ker (1847-1912), der mit sei­nem Dra­cu­la­my­thos den ent­schei­den­den Ein­fluss auf das Bild nahm, das sich seit­dem die Ge­sell­schaft vom We­sen und Er­schei­nungs­bild ei­nes Vam­pirs macht.

Mythen, Legenden und Volks­er­zäh­lun­gen so­wie Er­kennt­nis­se aus der Ar­chäo­lo­gie sind die Grund­la­ge für Le­cou­teux' um­fang­rei­che und de­tail­lier­te Stu­die über die Ent­ste­hung des Vam­pir­glau­bens und sei­ne Aus­for­mun­gen in der Li­te­ra­tur und den mo­der­nen Me­dien.

Der Bereich zwischen Le­ben und Tod wird aus re­li­giö­ser, me­di­zi­ni­scher und my­tho­lo­gi­scher Sicht er­läu­tert, so­wie die di­ver­sen Er­klä­rungs­mo­del­le über die Me­ta­mor­pho­se vom Mensch zum Vam­pir. Die Ge­mein­sam­kei­ten und Un­ter­schie­de in den lo­ka­len Vor­stel­lun­gen über Wie­der­gän­ger wer­den he­raus­ge­ar­bei­tet und auf ih­re Ver­bin­dung zum Vam­pi­ris­mus hin un­ter­sucht. Mei­nes Wis­sens ist das Werk ei­nes der fun­dier­tes­ten zum The­ma und bie­tet da­rü­ber hinaus ei­nen gu­ten Über­blick über die kul­tur­his­to­ri­schen As­pek­te des Volks­glau­bens über den Grenz­be­reich zwi­schen Le­ben und Tod.

Am Ende des Bandes zi­tiert Le­cou­teux Be­rich­te aus ver­schie­de­nen Kul­tur­krei­sen, die sich mit der Exis­tenz von Vam­pi­ren und dem Um­gang mit ih­nen be­fas­sen. Fuß­no­ten, ei­ne um­fang­rei­che Bi­blio­gra­phie und ein Re­gis­ter be­schlie­ßen den Band.

Claude Lecouteux (*1943) ist Kul­tur­wis­sen­schaft­ler, Me­diä­vist und Ger­ma­nist, er lehr­te als Pro­fes­sor an der Sor­bon­ne. Be­kannt ge­wor­den ist er durch seine zahl­rei­chen Bü­cher über my­thi­sche Vor­stel­lun­gen so­wie mit­tel­al­ter­li­chen und heid­ni­schen Jen­seits­glau­ben und Ma­gie.


26. Oktober 2024

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