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Erstmals 1939 in den USA erschienen, stellt »Escape to Life« eine Bestandsaufnahme der Emigration vor allem deutschsprachiger Kulturschaffender dar. Erika und Klaus Mann selbst befanden sich bereits seit 1933 im Exil und waren – wie man heute sagen würde – gut vernetzt. Dementsprechend vertraut waren sie mit den Umständen, denen die Exilierten in den verschiedenen Ländern ausgesetzt waren und wie erfolgreich – oder eben nicht – sie sich darin einrichten konnten. Der Zweite Weltkrieg hatte zwar noch nicht begonnen, doch unter den Exilierten herrschte kaum ein Zweifel daran, dass er kommen würde. Das Buch sollte einerseits als Warnung vor den expansiven Plänen Hitlers dienen, andererseits aber auch der amerikanischen Öffentlichkeit die Persönlichkeiten näherbringen, die bei ihr Zuflucht gesucht hatten. Es wurde der erhoffte große Erfolg. Zusammengefasst in Kapitel werden im ersten Teil die verschiedenen Phasen der Emigration dargestellt, der zweite Teil behandelt die Exilanten in den USA, ihren jeweiligen Berufen zugeordnet. Stilistisch wird das Buch den Geschwistern Mann nicht gerecht, dazu ist es zu sehr auf einen Sympathiegewinn ausgerichtet und einem vermeintlichen amerikanischen Niveau angepasst. Sätze wie „Alle Frauen haben die entscheidenden Interessensphären – ob es sich um Mutterschaft oder um Küche, um Kleidung oder um Flirt, um große Schmerzen oder um kleine Freuden handelt – durchaus gemeinsam.“ (S. 66) aus der Feder einer Erika Mann lesen sich befremdlich. Auch die Bemerkungen über „aufrichtige“ Nationalsozialisten, die vor allem Sozialisten gewesen sein sollen und zu spät bemerkten, dass sie vom Führer betrogen worden sind, erscheinen einigermaßen bizarr. So ist der Erkenntnisgewinn für uns Nachgeborene leider gering, die amerikanische Öffentlichkeit mag das zur Zeit des Erscheinens ganz anders erlebt haben. Die deutschsprachige Ausgabe erschien 1991 und greift auf die Originalmanuskripte zurück. Einige Abschnitte, die offenbar direkt in die amerikanische Druckvorlage eingefügt worden waren, wurden von Monika Gripenberg ins Deutsche übertragen (die amerikanische Ausgabe enthielt die Übersetzung von Mary Hottinger-Mackie). 18. Juni 2025 |
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