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Erika Klaus Mann Escape to Life Erika und Klaus Mann:
Escape to Life. Deut­sche Kul­tur im Exil.
Herausgegeben und mit ei­nem Nach­wort von He­ri­bert Ho­ven.
Edition Spangenberg 1991, 421 Sei­ten, ISBN 3-89409-055-3

Erstmals 1939 in den USA er­schie­nen, stellt »Es­cape to Life« eine Be­stands­auf­nah­me der Emi­gra­tion vor al­lem deutsch­spra­chi­ger Kul­tur­schaf­fen­der dar. Eri­ka und Klaus Mann selbst be­fan­den sich be­reits seit 1933 im Exil und wa­ren – wie man heu­te sa­gen wür­de – gut ver­netzt. Dem­ent­spre­chend ver­traut wa­ren sie mit den Um­stän­den, de­nen die Exi­lier­ten in den ver­schie­de­nen Län­dern aus­ge­setzt wa­ren und wie er­folg­reich – oder eben nicht – sie sich da­rin ein­rich­ten konn­ten. Der Zwei­te Welt­krieg hat­te zwar noch nicht be­gon­nen, doch un­ter den Exi­lier­ten herrsch­te kaum ein Zwei­fel da­ran, dass er kom­men wür­de. Das Buch soll­te ei­ner­seits als War­nung vor den ex­pan­si­ven Plä­nen Hit­lers die­nen, an­de­rer­seits aber auch der ame­ri­ka­ni­schen Öf­fent­lich­keit die Per­sön­lich­kei­ten nä­her­brin­gen, die bei ihr Zu­flucht ge­sucht hat­ten. Es wur­de der er­hoff­te gro­ße Erfolg.

Zusammengefasst in Ka­pi­tel wer­den im ers­ten Teil die ver­schie­de­nen Pha­sen der Emi­gra­tion dar­ge­stellt, der zwei­te Teil be­han­delt die Exi­lan­ten in den USA, ih­ren je­wei­li­gen Be­ru­fen zu­ge­ord­net. Sti­lis­tisch wird das Buch den Ge­schwis­tern Mann nicht ge­recht, dazu ist es zu sehr auf ei­nen Sym­pa­thie­ge­winn aus­ge­rich­tet und ei­nem ver­meint­li­chen ame­ri­ka­ni­schen Ni­veau an­ge­passt. Sät­ze wie „Alle Frau­en ha­ben die ent­schei­den­den In­te­res­sen­sphä­ren – ob es sich um Mut­ter­schaft oder um Kü­che, um Klei­dung oder um Flirt, um gro­ße Schmer­zen oder um klei­ne Freu­den han­delt – durch­aus ge­mein­sam.“ (S. 66) aus der Fe­der ei­ner Eri­ka Mann le­sen sich be­fremd­lich. Auch die Be­mer­kun­gen über „auf­rich­ti­ge“ Na­tio­nal­so­zia­lis­ten, die vor al­lem So­zia­lis­ten ge­we­sen sein sol­len und zu spät be­merk­ten, dass sie vom Füh­rer be­tro­gen wor­den sind, er­schei­nen ei­ni­ger­ma­ßen bi­zarr. So ist der Er­kennt­nis­ge­winn für uns Nach­ge­bo­re­ne lei­der ge­ring, die ame­ri­ka­ni­sche Öf­fent­lich­keit mag das zur Zeit des Er­schei­nens ganz an­ders er­lebt ha­ben.

Die deutschsprachige Aus­ga­be er­schien 1991 und greift auf die Ori­gi­nal­ma­nu­skrip­te zu­rück. Ei­ni­ge Ab­schnit­te, die of­fen­bar di­rekt in die ame­ri­ka­ni­sche Druck­vor­la­ge ein­ge­fügt wor­den wa­ren, wur­den von Mo­ni­ka Gri­pen­berg ins Deut­sche über­tra­gen (die ame­ri­ka­ni­sche Aus­ga­be ent­hielt die Über­set­zung von Mary Hot­tin­ger-Ma­ckie).


Geschichte

18. Juni 2025

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