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Boris Pahor wurde 1913 im damals noch österreichischen Triest in eine slowenische Familie geboren. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, Triest wurde 1919 Italien zugesprochen, erlebte er wie italienische Faschisten slowenische Bücher verbrannten, die Sprache verboten und Orts- sowie Personennamen änderten – all dies mit dem Ziel, die slowenische Identität auszulöschen. Im Zweiten Weltkrieg leistete er seinen Kriegsdienst in Libyen, geriet in Gefangenschaft und kehrte nach seiner Entlassung nach Triest zurück. Noch bevor er sich dort aktiv dem Widerstand gegen die deutsche Wehrmacht anschließen konnte, wurde er 1944 aufgrund einer Denunziation verhaftet. Die folgenden fünfzehn Monate verbrachte er in verschiedenen Konzentrationslagern: Dachau, Natzweiler, Dora-Mittelbau, Harzungen und Bergen-Belsen. Pahors Sprachkenntnisse ermöglichten es ihm, zeitweise als Dolmetscher und Helfer des Lagerarztes, der selbst ein Gefangener war, zu fungieren. Diese privilegierte Stellung verschaffte ihm einen umfassenderen Überblick über das Geschehen in den Lagern. In den frühen 1960er Jahren besuchte Pahor die Gedenkstätten der Lager, in denen er inhaftiert gewesen war, und schildert seine Eindrücke in „Nekropolis”, wie er, ein „Tourist” unter mehr oder weniger beeindruckten Reisegruppen, in eine Art Zwischenwelt geriet, in der sich Vergangenheit und Gegenwart überlagerten und ineinandergriffen. „Nekropolis”, erstmals 1967 veröffentlicht, changiert zwischen konkreten Schilderungen des Lageralltags und Reflexionen über die Schwierigkeit, das Erlebte nachträglich vorstellbar und darstellbar zu machen. Teils distanziert, teils leidenschaftlich und empathisch und immer wieder sehr drastisch beschreibt er die Verhältnisse in den Lagern und das Leid der Menschen. „Das Verrecken lag in der Luft. Man konnte es atmen.” (S. 194) Es sind Erfahrungen der Exterritorialität, der Nichtzugehörigkeit zur Welt, wie sie auch von Jean Améry immer wieder thematisiert worden sind. Pahor widmete Nekropolis den „Manen” derer, die nicht zurückgekehrt sind. Boris Pahors (1913–2022) schriftstellerische Schwerpunkte galten der slowenischen Sprache und Kultur sowie den prägenden Erfahrungen mit dem italienischen Faschismus und den Jahren, die er in deutschen Konzentrationslagern verbrachte. 26. März 2025 |
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