Kassiber leer
Autoren Glossen Lyrik

Stephane Roussel Jenseits der Nacht Reportage Stéphane Roussel
Jenseits der Nacht.
Eine Reportage.
Rowohlt Verlag 1990, 155 Sei­ten
ISBN 3 498 05721 9

Stéphane Roussel (1902 – 1999), ab den 30er Jahren Aus­lands­kor­res­pon­den­tin fran­zö­si­scher Zei­tun­gen, er­lei­det Mitte der 1980er Jah­re ei­nen plötz­lichen Zu­sam­men­bruch des Systems der Throm­bo­zy­ten, das für die Blut­ge­rin­nung ver­ant­wort­lich ist. Sie droht in­ner­lich zu ver­blu­ten. Die Be­schrei­bung ih­rer ersten Nacht im Ame­ri­ka­nischen Hospital in Pa­ris ist der Stoff die­ses Bu­ches.

Ärzte und Schwestern nimmt sie nur als Schemen wahr, der Raum, in dem sie liegt, ver­än­dert seine Di­men­sio­nen, Sze­nen spie­len sich ab, von de­nen sie sicher ist, dass sie sie hal­lu­zi­niert. Und sie ahnt, dass sie nicht einschlafen darf, Schlaf wä­re der Tod.

Und so erinnert sie sich ge­gen den Tod und an das Le­ben, an dem sie teil­ge­nom­men hat. Erinnert sich aus der Dis­tanz der mög­li­chen letzten Stun­den und stößt dabei an die Barriere ih­rer Worte. Die sich gegen sie wenden, ihr Vor­wür­fe machen, ih­re Ar­beit als Journalistin hin­ter­fra­gen, um sich am En­de doch zu fü­gen.

Die Autorin beschreibt ab­wech­selnd in der Ich-Form und als dis­tan­zier­te Be­ob­ach­te­rin die be­droh­liche und nur bruch­stück­haft wahr­ge­nom­me­ne Ge­gen­wart und die Er­in­ne­run­gen an Be­geg­nun­gen, an Orte, an Menschen, an das Leben, das in die­ser Nacht enden kann.

Poetische Prosa gegen den Tod.

----------------------------

8. Juli 2023

Gelesen : Weiteres : Impressum