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Autoren Glossen Lyrik

Hedwig Lachmann Birgit Seemann
"Mit den Besiegten". Hedwig Lach­mann (1865-1918)
Deutsch-jüdische Schrift­stel­le­rin und An­ti­mi­li­ta­ris­tin. Überarbeitete und ak­tua­li­sier­te Neu­auf­la­ge.
Verlag Edition AV 2012, 164 Sei­ten, ISBN 978-3-86841-073-0

Hedwig Lachmann war ei­ne deut­sche Schrift­stel­le­rin, Über­set­ze­rin und Dich­te­rin jü­di­scher Her­kunft. Sie wur­de am 29. Au­gust 1865 in Stolp (heute Slupsk, Po­len) ge­bo­ren. Ihr Va­ter war Kan­tor, wo­durch sie in ei­nem in­tel­lek­tuell an­re­gen­den, aber auch tra­di­tio­nel­len Um­feld auf­wuchs. Lach­mann zeig­te früh In­te­res­se an Li­te­ra­tur und be­gann be­reits in ih­rer Ju­gend zu schrei­ben. Sie er­lern­te meh­re­re Spra­chen, ar­bei­te­te als Sprach­leh­re­rin und Er­zie­he­rin und ver­brach­te meh­re­re Jah­re in Eng­land und Un­garn.

Zunächst widmete sie sich der Ly­rik, in der sie meist me­lan­cho­li­sche, in­tro­­spek­ti­ve The­men be­han­del­te, die das Ge­fühls­le­ben der Men­schen und exis­ten­ziel­le Fra­gen be­leuch­te­ten. Ih­re Ge­dich­te re­flek­tie­ren oft die in­ne­re Zer­ris­sen­heit, die in die­ser Zeit vie­le Künst­ler be­schäf­tig­te. Zu­neh­mend wid­me­te sie sich auch so­zia­len Pro­ble­men. Die Form der Ge­dich­te ist eher tra­di­tio­nell.

Sie übersetzte aus dem Un­ga­ri­schen, Eng­li­schen und Fran­zö­si­schen, z.B. Ge­dich­te Ed­gar Allan Poes so­wie ei­ni­ge sei­ner Pro­sa­wer­ke und mach­te ihn da­mit ei­nem brei­ten Pu­bli­kum im deutsch­spra­chi­gen Raum zu­gäng­lich. Sie über­setz­te Wer­ke von Os­car Wilde – un­ter an­de­rem "Sa­lo­me", das Li­bret­to zur gleich­na­mi­gen Oper von Ri­chard Strauss ba­siert auf ih­rer Über­set­zung –, Bal­zac, Ra­bin­dra­nath Ta­go­re und an­de­re.

Lange Zeit stand sie in en­gem Kon­takt zu Ri­chard Deh­mel und dem Fried­richs­ha­ge­ner Dich­ter­kreis.

Hedwig Lachmann hei­ra­te­te 1903 den Anar­chis­ten und Schrift­stel­ler Gus­tav Lan­dau­er, mit dem sie ei­ne enge in­tel­lek­tuel­le und krea­ti­ve Part­ner­schaft führ­te. Lan­dau­er war ein ein­fluss­rei­cher Theo­re­ti­ker des Anar­chis­mus und ar­bei­te­te mit Lach­mann an zahl­rei­chen li­te­ra­ri­schen Pro­jek­ten, die oft so­zial­kri­ti­sche und hu­ma­nis­ti­sche In­hal­te be­han­del­ten.

Hedwig Lachmann starb 1918, kurz vor dem En­de des Ers­ten Welt­kriegs, an ei­ner Lun­gen­ent­zün­dung. Nach ih­rem Tod ge­riet ihr Werk teil­wei­se in Ver­ges­sen­heit, doch in jün­ge­rer Zeit wird sie wie­der ver­stärkt re­zi­piert, vor al­lem als eine wich­ti­ge Stim­me der deutsch-jü­di­schen Li­te­ra­tur und als Über­set­ze­rin be­deu­ten­der li­te­ra­ri­scher Wer­ke.

Die hier besprochene Aus­ga­be ba­siert auf der 1998 im Cam­pus Ver­lag er­schie­ne­nen Aus­ga­be "Hed­wig Lan­dau­er-Lach­mann. Dich­te­rin, An­ti­mi­li­ta­ris­tin, deut­sche Jü­din", die von Bir­git See­mann über­ar­bei­tet und ak­tua­li­siert wur­de. Sie er­scheint als Band 9 der "Aus­ge­wähl­ten Schrif­ten" Gus­tav Lan­dau­ers so­wie als Band 14 der Rei­he "Wi­der­stän­di­ge Frau­en". Bir­git See­mann (*1961) ist Po­li­tik- und Li­te­ra­tur­wis­sen­schaft­le­rin mit ei­ner um­fang­rei­chen Pu­bli­ka­tions­lis­te. Schwer­punk­te sind jü­di­sche und fe­mi­nis­ti­sche The­men.


Anarchismus

Biographisches

14. November 2024

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