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Fredrik Sjöberg Die Kunst zu fliehen Gunnar Mautitz Widforss Fredrik Sjöberg
Die Kunst zu fliehen. Vom Glück, sich in klei­ne Din­ge zu ver­sen­ken und gro­ße Kon­ti­nen­te zu ent­de­cken.
Aus dem Schwe­di­schen von Paul Berf.
Galiani Verlag 2012, 201 Sei­ten, ISBN 9783869710563

Fredrik Sjöberg wird bei ei­ner Kunst­auk­tion auf das Bild ei­nes schwe­di­schen Ma­lers auf­merk­sam, das ihn auf den ers­ten Blick fas­zi­niert. Es han­delt sich da­bei um ein Aqua­rell des schwe­di­schen Künst­lers Gun­nar Mau­ritz Wid­forss, dar­ge­stellt wird eine Krüp­pel­kie­fer am Meer ("Schä­ren­kie­fer"). Und wie das bei Sjö­berg nicht an­ders zu er­war­ten war, be­gibt er sich auf eine Puzzle­jagd, die ihm Mensch und Werk nä­her brin­gen soll. Aber Sjö­berg wäre nicht er selbst, wenn es da­bei nicht man­cher­lei Ne­ben­strän­ge zu ent­de­cken gäbe, die mal mehr, mal we­ni­ger zur Er­hel­lung sei­nes ur­sprüng­li­chen Zie­les bei­tra­gen.

Gunnar Mauritz Wid­forss (1879-1934) muss­te lan­ge auf sei­nen Er­folg als Ma­ler vor­wie­gend land­schaft­li­cher Bil­der war­ten. Da­vor reis­te er rast­los durch Eu­ro­pa und die USA, hielt sich mit Auf­trags­ar­bei­ten über Was­ser und ent­wi­ckel­te lang­sam sei­nen ei­ge­nen Stil. Eine ers­te Ein­zel­aus­stel­lung in Stock­holm blieb ohne die er­hoff­te Re­so­nanz, die er spä­ter in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten er­fuhr, nach­dem er sich da­rauf spe­zia­li­siert hat­te, im Grand Can­yon und ver­schie­de­nen Na­tio­nal­parks sei­ne Mo­ti­ve zu su­chen. Er gilt als För­de­rer der Na­tio­nal­park­idee und schloss ent­spre­chen­de Freund­schaf­ten und ge­schäft­li­che Be­zie­hun­gen, die ihm schließ­lich – und bis heu­te – ei­nen Be­kannt­heits­grad und eine An­er­ken­nung brach­ten, die ihm in Eu­ro­pa ver­sagt ge­blie­ben ist.

Widforss bereiste in den 20er Jah­ren noch ein­mal Eu­ro­pa und sei­ne Hei­mat, be­vor er Eu­ro­pa ein letz­tes Mal ver­ließ, um sich in den USA – de­ren Staats­bür­ger­schaft er schließ­lich er­hielt – end­gül­tig nie­der­zu­las­sen. 1934 er­lag er einem Herz­an­fall, sein An­den­ken lebt in den nach ihm be­nann­ten Or­ten wie Wid­forss Point und dem Wid­forss Trail im Grand Can­yon wei­ter.

Sjöberg folgt den Spu­ren Wid­forss', sich­tet um­fang­rei­che Kor­res­pon­den­zen, be­fragt Hin­ter­blie­be­ne bis in die 3. Ge­ne­ra­tion, be­reist die Rou­ten, die der Künst­ler vor ihm ab­sol­viert hat­te und stößt da­bei auf in­te­res­san­te Men­schen und Ge­schich­ten, die er be­geis­tert mit uns Le­sern teilt. Nur bei der Er­for­schung des Mo­tivs für Wid­forss' letz­te "Flucht" in die USA wird er zu­rück­hal­tend und vor­sich­tig. Der Grund könn­te näm­lich eine Va­ter­schaft ge­we­sen sein, der er sich ent­zie­hen woll­te. Aber das bleibt weit­ge­hend Spe­ku­la­tion.
Mich hat das Buch et­was ent­täuscht, aber viel­leicht war ich auch durch die Lektüre von "Der Ro­si­nen­kö­nig" all­zu ver­wöhnt.


Fredrik Sjöberg: Der Rosinenkönig.

Biographisches

28. Dezember 2024

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