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In 57 unterschiedlich umfangreichen Kapiteln entfaltet Werner Spies sein umfassendes Wissen und seine Reflexionen zu Max Ernst und dessen Werk. Dabei beleuchtet er die verschiedenen Schaffensphasen des Künstlers im Zusammenhang mit den zeitgeschichtlichen Umständen. Eine markante Zäsur bildet Ernsts Flucht aus Frankreich in die USA – ein Bruch, der nicht nur seine künstlerische Entwicklung beeinflusst, sondern auch den bis dahin vorwiegend europäisch geprägten Surrealismus in die amerikanische Kunstszene hineinträgt. Spies widmet sich einzelnen Werken Ernsts mit großer Detailgenauigkeit, analysiert Techniken, Materialien und – besonders bei den Collagen – auch deren jeweilige Vorlagen. Diese Einzelanalysen setzt er in Beziehung zum Gesamtwerk und zeichnet so ein differenziertes Bild des Künstlers und seiner Entwicklung. Im Mittelpunkt seiner Untersuchung steht das 1943 entstandene Großgemälde Vox Angelica, ein aus vier Teilen zusammengesetztes Werk von 152 x 205 cm, bestehend aus 51 Einzelbildern unterschiedlicher Formate. Spies sieht darin eine Art Rückblick auf Ernsts bisheriges Werk – keine chronologische Retrospektive, sondern eine Sammlung gleichzeitiger Erfahrungen. Das Bild rekonstruiert die Werkgeschichte nicht linear, sondern stellt eine verdichtete Rückschau dar – ein Kaleidoskop technischer und thematischer „Trouvaillen” aus früheren Jahren. Ernst erscheint in Spies' Darstellung als zentrale Figur des Surrealismus – bedeutender und origineller als viele seiner Zeitgenossen – und als prägender Einfluss auf amerikanische Künstler wie Jackson Pollock, Robert Motherwell, Willem de Kooning und Mark Rothko. Das Buch ist eine ebenso kenntnisreiche wie inspirierende Lektüre für alle, die sich für Max Ernst und den Surrealismus interessieren. → Kunst 11. April 2025 |
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