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Autoren Glossen Lyrik

Surrealismus in den USA Werner Spies
Vox Angelica.
Max Ernst und die Sur­rea­lis­ten in Amerika.
Carl Hanser Verlag 2014, 381 Sei­ten, ISBN 978-3-446-24498-6

In 57 unterschiedlich um­fang­rei­chen Ka­pi­teln ent­fal­tet Wer­ner Spies sein um­fas­sen­des Wis­sen und sei­ne Re­fle­xio­nen zu Max Ernst und des­sen Werk. Da­bei be­leuch­tet er die ver­schie­de­nen Schaf­fens­pha­sen des Künst­lers im Zu­sam­men­hang mit den zeit­ge­schicht­li­chen Um­stän­den. Eine mar­kan­te Zä­sur bildet Ernsts Flucht aus Frank­reich in die USA – ein Bruch, der nicht nur sei­ne künst­le­ri­sche Ent­wick­lung be­ein­flusst, son­dern auch den bis da­hin vor­wie­gend eu­ro­pä­isch ge­präg­ten Sur­rea­lis­mus in die ame­ri­ka­ni­sche Kunst­sze­ne hi­nein­trägt.

Spies widmet sich ein­zel­nen Wer­ken Ernsts mit gro­ßer De­tail­ge­nau­ig­keit, ana­ly­siert Tech­ni­ken, Ma­te­ria­lien und – be­son­ders bei den Col­la­gen – auch de­ren je­wei­li­ge Vor­la­gen. Die­se Ein­zel­ana­ly­sen setzt er in Be­zie­hung zum Ge­samt­werk und zeich­net so ein dif­fe­ren­zier­tes Bild des Künst­lers und sei­ner Ent­wick­lung.

Im Mittelpunkt seiner Un­ter­su­chung steht das 1943 ent­stan­de­ne Groß­ge­mäl­de Vox An­ge­li­ca, ein aus vier Tei­len zu­sam­men­ge­setz­tes Werk von 152 x 205 cm, be­ste­hend aus 51 Ein­zel­bil­dern un­ter­schied­li­cher For­ma­te. Spies sieht da­rin eine Art Rück­blick auf Ernsts bis­he­ri­ges Werk – kei­ne chro­no­lo­gi­sche Re­tro­spek­ti­ve, son­dern eine Samm­lung gleich­zei­ti­ger Er­fah­run­gen. Das Bild re­kon­stru­iert die Werk­ge­schich­te nicht li­ne­ar, son­dern stellt eine ver­dich­te­te Rück­schau dar – ein Ka­lei­dos­kop tech­ni­scher und the­ma­ti­scher „Trou­vail­len” aus frü­he­ren Jah­ren.

Ernst erscheint in Spies' Dar­stel­lung als zen­tra­le Fi­gur des Sur­rea­lis­mus – be­deu­ten­der und ori­gi­nel­ler als vie­le sei­ner Zeit­ge­nos­sen – und als prä­gen­der Ein­fluss auf ame­ri­ka­ni­sche Künst­ler wie Jack­son Pol­lock, Ro­bert Mother­well, Wil­lem de Koo­ning und Mark Roth­ko.

Das Buch ist eine eben­so kennt­nis­rei­che wie in­spi­rie­ren­de Lek­tü­re für alle, die sich für Max Ernst und den Sur­rea­lis­mus in­te­res­sie­ren.


Kunst

11. April 2025

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