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Popmusik ist allgegenwärtig, kaum ein Lebensbereich, in den sie nicht vorgedrungen ist. Ein Phänomen, das es vorher in der Musik noch nicht gegeben hat. Thomas Steinfeld untersucht die Entwicklung, die dazu geführt hat, ergründet die Anfänge und ihre myzelartige Ausbreitung und was das mit der Musik und ihrem Publikum gemacht hat. Das 20. Jahrhundert schuf die technischen Voraussetzungen, ohne die der Erfolg der Popmusik nicht möglich gewesen wäre. Und doch ist ihr Erfolg auch ihr Niedergang. Der schnelle Konsum, die beiläufige Kenntnisnahme und die geringe Verweildauer gleichen den mit der Zeit verblassenden Aufnahmen einer Polaroidkamera. Andy Warhol und seine Band The Velvet Underground sind reine Oberfläche wie die meisten erfolgreichen Popsongs auch. Glanz und Glamour ersetzen Originalität und die kulturelle Widerständigkeit, die den Anfängen noch innewohnte. Thomas Steinfeld erzählt in vierundzwanzig Kapiteln, wie Elemente der Musik, der Literatur und des Films zu neuen kontextuellen Verbindungen führen. Doch diese metamediale Substanz geht auf dem Weg zu Werbekampagnen und Kaufhausbeschallung zunehmend verloren. Mir hat die assoziative und ungewöhnliche Herangehensweise des Autors sehr gefallen. Die Opfer des Erfolgs (wie etwa Jaco Pastorius oder Syd Barrett) klingen eben nicht aus den Jukeboxen, denen Peter Handke in der spanischen Provinz nachforscht. Und die Faszination eines Hans Castorp, der dem Zauber eines Plattenspielers erliegt, weicht dem Sendersuchlauf eines Autoradios während der nicht enden wollenden Fahrt Humbert Humberts mit seiner Lolita quer durch die USA. Thomas Steinfeld ist ein deutscher Journalist, Literaturkritiker, Übersetzer und Schriftsteller. Er studierte Germanistik und Musikwissenschaft. Nach seiner Promotion war er als Sprachlehrer in Schweden und Dozent für deutsche Sprache und Literatur an kanadischen Universitäten tätig. Journalistisch arbeitete er als Redakteur im Feuilleton der FAZ und der Süddeutschen Zeitung. ---------------------------- 15. November 2023 → Musik |
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